David Hardy

dit le suisse marocain

Concept Artist / Illustrator Artist
located at Koblenz

Der aus Koblenz stammende David Hardy verkörpert wie nur wenige heutzutage die Vorstellung vom Künstler als Kosmopoliten. David Hardy, der sich selbst den Künstlernamen „Le Suisse Marocain“ (Der Schweizer Marokkaner) gegeben hat, lebt nach einem Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, hauptsächlich in Paris, wahlweise aber auch auf Sizilien, in Madagascar oder in Japan.

Zusammen mit internationalen und französischen Künstlerkollegen machte David Hardy 1996 vom französischen Recht Gebrauch und besetzte in Fluxus-Manier ein leerstehendes Gebäude auf der 59 rue de Rivoli, welches inmitten von Paris zu einem der bekanntesten Kunstzentren wurde: das Pariser Künstlerhaus „59Rivoli“.

Hier wohnt und stellt der Künstler regelmäßig aus. Die farbenfrohe, unkonventionell-radikale Künstlerhaus-Utopie ist eine Mischform aus Wohn- und Ausstellungsraum und zugleich eine Künstlerkollektion – das Musée Igor Balut. Es hat mehr zufällige Besucher als das Centre Pompidou zahlende.

Gerne übermalt der Künstler Kassenbücher und alte Landkarten bis zur Unkenntlichmachung der vorgegebenen geographischen Grenzen. Das Überschreiten der Konventionen und die spontan-intuitive Anpassung der künstlerischen Zeichnung am Inhalt der ursprünglichen Landkarte sind Mittel und Wege, um genaues Wissen über das Leben der Menschen vor Ort mit dem surrealen Weitergeben der Beobachtungen zu verbinden. Mit Skizzen, Kopien und Collagen macht sich Le Suisse Marocain die Welt zu eigen. Er bemalt die Koffer, in denen seine Werke anreisen, und sogar seine Kleidung. Jedes seiner Kunstwerke hat seine Patina, jedem Objekt haftet sein Schicksal an.

Unablässig thematisiert David Hardy das Leben als Wanderer zwischen den Kulturen, zwischen künstlerischem Know-How und bohemischem Sammelsurium von Objekten, Erinnerungsstücken und Alltagsgegenständen. Dabei nennt er sich selbst „Roi de Rien“, der „König des Nichts“ – ein humorvoller und radikaler Künstler-Poet, dessen Werk in einem nie endenden Schaffensstrom begriffen ist. Seine Arbeiten sind deshalb nicht zuletzt Widerstand gegen die national- und angstgetriebene heutige Welt, gegen Ungerechtigkeiten, Vorurteile sowie die daraus resultierende Armut und Chancenlosigkeit benachteiligter Menschen. Was entsteht, ist eine genauso zarte wie zerbrechliche Alternativwelt, die aus den vorgefundenen, vermeintlichen Kuriositäten einen eigenen Kosmos erschafft. Ein Universum, in dem das Anderssein nicht mehr eine viel diskutierte Frage ist, sondern eben faktische und selbstverständliche Realität.

Suzana Leu M.A.
Kunsthistorikerin
Ludwig Museum Koblenz